11.02.2019

Wie Küche und Wohnen verschmelzen

Wohnbereiche verschmelzen – dies ist der prägnanteste Einrichtungstrend unserer Zeit. Besonders aus der Zusammenlegung von Küche und Wohnbereich ergeben sich bemerkenswerte Vorteile, die immer mehr Menschen begeistern. Daran orientieren sich auch die Ausstattungstrends.

 

Die VDM-Studie, durchgeführt vom Institut für Demoskopie Allensbach, belegt, dass 68% der deutschen Bevölkerung mit ihrer Einrichtung zufrieden sind und sich 27% manches anders wünschen. Grafik: VDM

Das Wohnen im offen gestalteten Grundriss macht die Funktionsbereiche gleichwertig und erscheint elegant und großzügig. Foto: VDM/Walter Knoll

Die Aussteller der LivingKitchen 2019 stellten zahlreiche Möglichkeiten vor, mit denen die Küche wohnlicher und gemütlicher gestaltet werden kann. Die fließenden Übergänge werden durch raumbildende Elemente, Bücherregale, Wohnwände, Regale mit Sekretär- oder Vitrinenfunktion hergestellt. Auch der Esstisch gewinnt wieder an Bedeutung und stellt zusammen mit gemütlichen Stühlen den Mittelpunkt der neuen Wohnküche dar.

Die Landhausküche 2.0 wird modernisiert
Die klassischen Einflüsse der Landhausküche bleiben erkennbar, jedoch in reduzierter Form: Dezent profilierte Türen und kontrastierende Griffe in dunklem Metall geben den Ton an. Neu ist die Kombination mit Glas- oder Lackfronten – ein dezenter Stilbruch, der für Frische sorgt. Das Farbspektrum variiert, denn erlaubt ist, was gefällt. Im Trend liegen Grau und Grün – von Steingrau bis Anthrazit, von Salbeigrün bis Olive. Aber auch Schwarz darf die neue Landhausküche sein.

Innovative Belüftungssysteme für offene Küchen
Neue Trends und Innovationen konnte man auf der LivingKitchen in allen Zubehörbereichen entdecken. Ein Quantensprung ist hier vor allem im Bereich Abzugssysteme zu beobachten. Dunstabzüge sehen nicht nur schöner aus und werden zunehmend Bestandteil der Architektur – sie werden auch sinnvoll in bestehende Küchenelemente integriert. Damit sind auch die technischen Voraussetzungen für eine Öffnung der Küche zum Wohnbereich gegeben.

Kühlschrank und Backofen auf Augenhöhe
Die Küchenmöbel- und Gerätehersteller machen sich auch weiterhin Gedanken über ergonomisch günstige Arbeitsumgebungen. Höhere Arbeitselemente, leicht zu öffnende Türen und Armaturen, die ohne Berührung bedient werden können, Auszüge für Oberschränke und mehr Platz zum Kochen sind die vorgestellten Lösungsansätze. Bei einer optimalen Zonierung der Arbeitsflächen macht das Kochen mit Partner oder Freunden mehr Spaß. Geräte werden gerne in Augenhöhe angebracht.

Minimalismus im aufgeräumten Umfeld
Wenn die Küche zunehmend in den Wohnbereich integriert wird, ist Ordnung und Sauberkeit eine wichtige Forderung. Eine aufgeräumte Küche in minimalistischem Style unterstützt den Wunsch vieler Nutzer nach einer zu jedem Zeitpunkt präsentablen Küche. Küchenmöbel wie Kücheninseln und kommodenähnliche Schränke können hierbei gleichzeitig als Raumtrenner und Stauraumwunder fungieren. Dezente matte Küchenfronten ohne Griffe und äußerst filigrane Arbeitsplatten unterstützen das wohnliche Ambiente. Wo sich auf Knopfdruck auch noch Mixer, Toaster und Steckdosenleisten versenken lassen, bleibt nichts übrig als eine glatte und ruhige Oberfläche.

Vom Beton-Look bis zu Naturhölzern: Arbeitsplatten werden immer dünner
Was die Türklinke in der Architektur beim Haus ist, ist die Arbeitsplatte in der Küche. Nicht nur der optische Gesamteindruck ist dabei für die ganzheitliche Küchengestaltung wichtig, sondern auch die Funktionalität. Hitze, Bakterien und viel Schmutz muss die Küchenarbeitsplatte aushalten. Am Ende des Tages muss die Küche – sprich die Arbeitsplatte – auch wieder hygienisch sauber sein. Bei den Arbeitsoberflächen und Dekoren liegt aktuell neben Natur-Imitaten mit höchst authentisch wirkenden Holzmotiven der Beton-Look im Trend. Zusätzlich statten viele Anbieter die Oberfläche mit bakterien-hemmenden Materialien aus. Aber auch Küchenarbeitsplatten aus Vollholz – natürlich aus nachwachsenden Baumbeständen – und Naturstein sind gefragt. Kunststein lässt sich homogener gestalten und dünner verarbeiten, weshalb Arbeitsplatten aus diesem Material besonders elegant und hochwertig aussehen. Arbeitsplatten jenseits der Norm – besonders dicke aus natürlichen Materialen genauso wie besonders dünne – gelten als Hochwert-Signal; doch insgesamt geht der Trend in Richtung dünne Küchenarbeitsplatte.

Ergonomisch und schön: Küchenarmaturen müssen sich im Dauerbetrieb bewähren
Armaturen für die Küche sind mit ganz anderen Funktionen ausgestattet als die fürs Badezimmer. An der Küchenspüle geht es vor allem um Funktion: Wasser auf Knopfdruck oder per Armbewegung – waschen, abspülen oder den Kochtopf mit Wasser befüllen muss ganz einfach und automatisch mit einer Hand zu bewerkstelligen sein. Im Trend liegen Armaturen in Edelstahloptik – passend zum angesagten minimalistischen und cleanen Einrichtungsstil.

Integrierte Spülen und Materialvielfalt
Die Materialvielfalt bei Küchenspülen ist groß: Von Edelstahl, Granit, Mineralguss bis hin zu Keramik reicht die Materialauswahl. Lebensmittelecht, hygienisch, robust und reinigungsfreundlich müssen die Küchenspülen sein. Sie sind das i-Tüpfelchen in jeder neuen Küche. Auch die Liebhaber von minimalistischem Design kamen in den Kölner Messehallen auf ihre Kosten: Küchenspülen aus Edelstahl können flächenbündig in die Arbeitsplatte eingelassen werden und bilden mit dem Küchenmöbel ein einheitliches Erscheinungsbild. Auch bei der Spüle ist der Trend zur Individualisierung angesagt: Mit individuell angefertigten Arbeitsplatten aus Edelstahl können Spüle und Arbeitsplatte heute auf die bestehenden Raumverhältnisse angepasst werden.

Smart Kitchen – zum Nutzen des Users
Die Hersteller von Küchengeräten und Küchenzubehör zeigten auf der LivingKitchen 2019 in Köln die Möglichkeiten und Vorteile innovativer Technologie auf. Vom smarten, autonomen Geschirrspüler, der durch eine PowerDisk gesteuert und per App programmierbar wird, über integrierbare Touch-Bildschirme im Standard-Küchenmöbelmaß und neue Konzepte der Luftreinigung bis hin zu Pflanzmöbeln, die ein perfektes Wachstum von Kräutern und Salat versprechen. Auch eine digitale Unterstützung durch Programme fürs Kochen nach Rezept mithilfe neuartiger Informationssysteme bei der Zubereitung scheint vielen Kochliebhabern eine willkommene Erleichterung zu sein.

Wohnzentrale und Ausgangsbasis für gesundes Leben
Getrieben werden diese Trends u.a. durch ein gesteigertes Gesundheitsbewusstsein. Die Küche nimmt nicht nur als Kommunikationszentrale im Umgang mit Familie und Freunden eine zentrale Rolle in der Wohnung ein, sondern ist die Ausgangsbasis für ein gesundes Leben. Die Aufenthaltsqualität wird durch die Verschmelzung zum Wohnbereich deutlich erhöht. Das Fazit der LivingKitchen 2019: Die Küche ist zweifelsohne ein Gewinner in Wohnung und Haus.

Lifestyle in jeder Lebenslage
Über alle Wohnbereiche hinweg wurde auf der Kölner Einrichtungsmesse deutlich, dass es beim künftigen Wohnen mehr um Wohnkonzepte als um einzelne Farb- oder Materialtrends geht. Dabei spielen Themen wie Smart Home, demografischer Wandel, die Veränderung der Geschlechterrollen oder etwa die Zunahme von Singlehaushalten mehr und mehr eine Rolle. Die sich verändernden Lebensumstände und -gewohnheiten werden daher zunehmend in der Architektur, der Innenarchitektur und im Design von Möbeln berücksichtigt.
Der Stellenwert der eigenen, individuell gestalteten Wohnung ist trotz aller gesellschaftlichen Veränderungen unverändert groß: Für die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland, so eine aktuelle Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie (VDM), ist die eigene Wohnung der Ort, an dem man sich wohlfühlt und entspannt. Das eigene Zuhause ist außerdem ein Rückzugsort und ein Raum der gestalterischen Freiheit für seine persönlichen Vorlieben. Entsprechend legen 79% der Bevölkerung Wert darauf, dass ihre Wohnung ganz nach ihren Bedürfnissen und ihrem Geschmack eingerichtet ist. Singles haben andere Wohnungen als Familien. Ältere Menschen haben mehr Bedarf in Sachen Barrierefreiheit. Technikaffine Menschen wollen ein Smart Home lieber heute als morgen. Und Frauen haben mit zunehmender Bildung und Erwerbstätigkeit längst von der klassischen Hausfrauenrolle Abschied genommen und wollen die Verantwortung für Haushalt und Kindererziehung mit ihrem Partner teilen, weshalb die kleine Küche im Grundriss zunehmend verschwindet. „Auf der imm cologne 2019 gab es unzählige gute Beispiele, wie kleine Wohnungen funktional und trotzdem schön ausgestattet werden können, wie Wohntechnik älteren Menschen Arbeit abnehmen kann und ihre Lebensqualität erhält oder wie Küche-Essen-Wohnen zu einer schicken Einheit werden, in der alle Familienmitglieder gleichberechtigt agieren“, erläutert Ursula Geismann, Trendexpertin des Wohnmöbelverbands VDM, und ergänzt: „Trotz der gesellschaftlichen Veränderungen lieben die Menschen das Wohnen. Es ist in der Verantwortung von Architekten und Gestaltern, dass dies auch in Zukunft so bleibt“. Heute sind 68% der Bevölkerung in Deutschland mit ihrer Einrichtung zufrieden. 27%, vor allem Frauen und jüngere Menschen unter 30 Jahren, sehen allerdings Änderungsbedarf und wünschen sich manches an ihrer Einrichtung anders.

Möbel werden immer anspruchsvoller – außen wie innen
Bei Möbeln hat sich die Design-Evolution in dieser Saison vor allem beim Innenleben fortgesetzt. Zum Beispiel bei der Auswahl der Materialien: Grüne Produkte erzielen auch in der Möbelbranche immer mehr Anteil. Bei europäischen Möbeln durch PEFC- oder FSC-zertifiziertes Holz, durch zertifizierte Textilien, der späteren Trennbarkeit von Komponenten, der Verwendung nachhaltiger Materialien oder durch ökologische Leime und Lacke. Bei den Bezugsstoffen für Polstermöbel punkten daher auch Naturfasern. Cord und Samt spielen weiterhin eine große Rolle. Hier bleibt das blaue Farbspektrum von Europablau über Hellblau, Türkis zu Petrol weiterhin beliebt. Blau steht neben seinen klassischen Bedeutungen wie Harmonie und Beruhigung auch für Reinheit und immer mehr für ein plastikfreies Meer. Das sanfte Olivgrün bleibt ebenfalls, denn es steht für Natürlichkeit, Frühling, Hoffnung, Gesundheit und Natur. Pantone hat „Living Coral“, einen lebensbejahenden Rot-Orange-Ton, als Farbe des Jahres 2019 ausgerufen. „Living Coral“ ist appetitanregend in jeder Hinsicht, steht für den Wunsch nach intensiven Erfahrungen. Auffällig im Polstermöbelbereich ist neben den genannten Bezugsstoffen und Farben das große Angebot modularer Sofaelemente. Tragbare Einzelstücke können immer so zu einem „ganzen“ Polstermöbel zusammengestellt werden, wie man es gerade braucht.

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