13.02.2019

Kommt unser Essen bald aus dem 3D-Drucker? Oder kochen wir gar nicht mehr? Oder bleibt alles beim Alten und die klassische Einbauküche das Nonplusultra? Wie die Küche künftig aussehen und sich verändern könnte – auf der Living Kitchen 2019 in Köln sprach Thomas Helbing, Lead Editor von Houzz, mit Branchenexperten aus der Industrie.

 

Diskutierten auf Einladung von Houzz Gegenwart und Zukunft der Küche (Foto von links): Jan Oetjen, Claudia Frey, Thomas Helbing, Stefanie Kleiner und Tobias Vianden. Foto: Kate Jordan; Houzz

Auf dem Podium saßen mit ihm Claudia Frey (Geschäftsführerin vom Frey Küchenzentrum in Kandel), Stefanie Kleiner (Köchin und Inhaberin der Kochschule Esswahres in Köln), Jan Oetjen (Gründer und Vorstand von Coolgiants), Tobias Vianden (Geschäftsführer von “Allbestinteriors” in Köln). In der Gesprächsrunde wurde deutlich: Die Küche verschmilzt mit dem Wohnzimmer, Küchenmöbel unterscheiden sich kaum noch von normalen Wohnmöbeln, die Küche ist Lebensraum, komfortabel, funktionell, wohnlich und wieder Herz und Seele des Zuhauses – das ist keine Zukunftsmusik, sondern die moderne Küche, wie sie bereits schon vielerorts existiert. Hier einige Kernaussagen in der Zusammenfassung:

Veränderung der Zielgruppe
In den letzten Jahren ist ein Trend hin zu professionellen Küchengeräten zu beobachten gewesen. Besonders die jüngere Zielgruppe denkt nachhaltig und ist bereit, mehr in Küchen zu investieren (Claudia Frey) – in 2018 haben sich die Deutschen eine Küchenrenovierung durchschnittlich rund 11.600 Euro kosten lassen (Houzz Küchenstudie 2018). Wenn gut gekocht wird, dann auf High-End-Geräten wie bei den Profis (Jan Oetjen).

Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit wird in der Küchenbranche immer wichtiger – sowohl bei den Materialien als auch beim Herstellungsprozess selbst (Claudia Frey). Dies spiegelt auch den Trend zu qualitativ hochwertigem Essen aus nachhaltiger Produktion wider (Stefanie Kleiner). Man setzt sich zudem mehr und mehr mit der Lagerung der Lebensmittel auseinander: Kühlsysteme gewinnen an Bedeutung (Jan Oetjen) und auch die Vakuumierung ist ein günstiges und immer häufiger genutztes Prinzip, um leicht verderbliche Lebensmittel platzsparend zu lagern und somit nachhaltiger mit Ressourcen umzugehen (Stefanie Kleiner).

Smart Kitchen
Die Smart Kitchen ist und bleibt Top Thema in der Küchenbranche. Die Technisierung von Geräten und Automatisierung bestimmter Arbeitsprozesse kann zukünftig dabei helfen, schneller und effizienter zu kochen (Stefanie Kleiner). Jedoch gibt es noch immer Optimierungsbedarf, besonders hinsichtlich der Vernetzung der einzelnen Systeme sowie der Nachrüstung und Austauschbarkeit der Module (Tobias Vianden und Jan Oetjen).

Küchendesign
Weiße cleane Küchen werden langsam abgelöst durch warme, natürliche Materialien aus nachhaltiger Produktion – allen voran Holz (Claudia Frey). Die komplett reduzierte Küche sieht man immer weniger (Tobias Vianden), da der Fokus auf Design und High-Tech das Kochen eher hemmen (Stefanie Kleiner). Das Gesamtkonzept hingegen wird immer wichtiger: Decke, Wände, Böden, Beleuchtung, Übergänge, Komfort und Funktion werden in die Gestaltung mit einbezogen (Claudia Frey). Auch die Zonierung der Wohnräume spielt bei der Küchenplanung eine immer größere Rolle (Tobias Vianden). Die Herausforderung wird sein, die Arbeits- und die Wohnküche so miteinander zu verbinden, dass es am Ende nicht mehr nach Küche aussieht, darin aber natürlich gekocht und geschnippelt wird (Stefanie Kleiner).

Zunehmende Individualisierung
Ein großer Trend, ganz besonders wichtig vor allem für Küchenstudios und Küchenhändler, ist die Tendenz zur individualisierten Küche (Claudia Frey). Insbesondere die persönlichen, individuellen Wünsche der Kunden müssen von den Küchenplanern unbedingt berücksichtigt werden. Nur durch die andere Erfahrbarkeit der Küche selbst können sich Fachhändler von der Konkurrenz durch den Onlinehandel abgrenzen und hervorheben. Hilfreich sind auch Themenwelten und bewusst geschaffene Bereiche, die den Kunden helfen, ein Gefühl für Raum, Materialien und Stimmung zu entwickeln (Claudia Frey und Tobias Vianden).