15.08.2018

Was jetzt in Deutschlands Küchen steht

Die Frage nach den kommenden Trends ist allgegenwärtig. Der Blick auf das, was uns morgen erwarten könnte, elektrisiert. „Man“ will schließlich vorbereitet sein. Die Daten-Analyse-Spezialisten von der GfK lenken den Blick zusätzlich immer wieder aufs Jetzt. Zuletzt Martina Sedlmaier im Rahmen der AMK-Wirtschaftspressekonferenz in Köln.

Dem Markt für Küchen und Elektrogroßgeräte attestierte die GfK trotz leichter Rückgänge in 2017, hervorgerufen u.a. durch Firmeninsolvenzen, eine Stabilität „auf sehr, sehr hohem Niveau“. Maßgeblicher Grund: Die Küche ist als Mittelpunkt des häuslichen Lebens immer häufiger Realität. Foto: Ballerina Küchen

Martina ­Sedlmaier, GfK. Foto: Kluge

Mittlerweise werden 60% aller Küchen mit matten Oberflächen geplant. Foto: Nolte Küchen

Muldenlüfter sind nicht nur gefühlt ein Trend. Innerhalb vergleichsweise kurzer Zeit sind die Kombigeräte aus Kochfeld und Dunstabzug auf einen Markt­anteil von 20% gestiegen. Im vergangenen Jahr hat sich die Zahl der verkauften ­Geräte im Vergleich zu 2016 laut GfK mehr als verdoppelt. Foto: Bora

Wer kann, wählt immer häufiger ein Kühlgerät mit viel Volumen. 40% aller Geräte werden mit einem Fassungsvermögen von 300 Litern und mehr verkauft. Foto: V-ZUG

Die Zahl vernetzungsfähiger Großgeräte steigt enorm, in der Mitte des Küchenmarktes ist die Vernetzung aber längst noch nicht angekommen. Die Hersteller arbeiten aber daran. Foto: BSH

Die Marktforscherin präsentierte die Ergebnisse einer Marktanalyse, die aufzeigt, was aktuell in bundesdeutschen ­Küchen montiert wird, welche Möbel und welche Ausstattungen an Bedeutung gewonnen haben und was verliert. Dabei wurde als Fazit deutlich, dass der Slogan „Die Küche im Mittelpunkt des Lebens“ alles andere als eine Floskel und längst mehr als ein Ziel ist. Es wird immer umfassender zur Realität in Deutschlands Wohnungen und Häusern. In absoluten Zahlen bedeutete dies: Abgesehen von den ­Küchen, die von IKEA in Deutschland vertrieben werden (das Unternehmen meldet keine Zahlen an die GfK) wurden 2017 in Deutschland 1,405 Mio. Küchen verkauft. 2016 waren es 1,439 Mio. Stück. Das entspricht in 2017 einem Umsatz von 9,691 Mrd. Euro (2016: 9,637 Mrd. Euro). Der durchschnittliche Verkaufswert pro verkaufter Küche stieg demnach um 200 Euro auf 6900 Euro.

Die obere Mittelklasse wächst
Da überrascht es nicht, dass die Daten­ana­lysten gerade im Preissegment der günstigeren Küchen Rückgänge ermittelt haben. Der Markt mit Küchen unter 5000 Euro verlor im vergangenen Jahr laut GfK 5% an Umsatz, und das Segment zwischen 5000 und 10.000 Euro sank immer noch um 3%. Gewinner sei klar der Bereich der oberen Mittelklasse. Küchen in der Kategorie zwischen 10.000 und 20000 Euro verzeichneten ein Umsatzplus von 8%. Luxus­küchen mit einem Preis über 20.000 Euro mussten hingegen ein kleines Minus von 1% hinnehmen. Auch wenn die Luxusküchen ein leichtes Minus in der Umsatzentwicklung hinlegten, ihr Umsatzanteil nach Auftragswerten ist innerhalb von fünf Jahren von 8% auf 13% gewachsen.
So wie die Umsatzentwicklung nach Menge liest sich auch der Umsatzanteil nach Auftragswerten. Der Bereich der oberen Mittelklasse-Küchen – also Küchen über 10.000 Euro – machen 37% des Marktes nach Menge aus und vereinen mittlerweile gut die Hälfte des Gesamtumsatzes auf sich. „Die Relevanz dieser Küchen wird deutlich größer“, fasste ­Sedlmaier den Stand der Dinge zusammen.

20% als Muldenlüfter
Bei den Geräten lohnt besonders der Blick auf Kochfelder und Haube beziehungsweise deren Kombination. „Der Dunstabzug nimmt sich optisch zurück. Das unterstreicht die Integration der Küche in den Wohnraum“, so Sedlmaier. Dies erkläre auch den enormen Umsatzzuwachs bei Kochfeldern mit integriertem Wrasenabzug: Gegenüber 2016 stieg dieser um 106%. „Damit machen sie schon einen Anteil von 20% am Gesamtumsatz aus“, weiß die Analystin.
Auch bei den Kopffreihauben ist eine noch oben weisende Umsatzentwicklung (+16%) festzustellen. Inselessen verloren hingegen um 18%.

Lust auf flexible Induktion
Eine „enorm positive und dynamische Entwicklung“ attestiert die GfK den Flex-Induktionsfeldern. Die haben nicht nur einen starken Umsatzzuwachs von 36% in 2017 verzeichnen können, sondern sich mit 41% am Gesamtumsatz bei den Kochflächen auf Platz eins geschoben.

Immer häufiger als Kombi
Der Trend zu Flexibilität und Multifunktionalität zeigt sich auch bei anderen Großgeräten. So verzeichnet die Warengruppe mit multifunktionalen Öfen, Mikrowellen und Dampfgarern einen Umsatzzuwachs von 7%. „Die Geräte werde immer mehr zu Multitalenten. Es kommen immer mehr Modelle auf den Markt, die mehr als nur eine Funktion erfüllen“, stellt
Sedlmaier fest.

Viel Platz im Ofen
Was bei Herden und Öfen zunehmend wichtig ist, ist die Größe. Oder etwas genauer: das Backraumvolumen. Da haben Geräte mit mehr als 70 Litern Volumen nicht nur gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 5% zu verzeichnen, sie machen mit 47% mittlerweile auch fast die Hälfte des Umsatzes im Segment aus.

60% aller Küchen in matt
Wenn Küchen in der Preisklasse über 10.000 Euro an Bedeutung gewinnen, wirkt sich das auf Materialien und Ausstattungsdetails aus. So werden immer mehr Küchen mit matten Oberflächen geplant. Mittlerweile sind es 60% der verkauften Küchen. Der Zuwachs 2017 be­lief sich auf 9%. Das sei ein Trend, der sich über alle Preissegmente hinweg ziehe, so die GfK-Analystin. Weiter im Aufwärts­trend befindet sich auch die grifflose Küche. Allerdings mit 7% weiterhin auf überraschend niedrigem Niveau. Die Küche für den Massenmarkt setzt also traditionell auf Griffe. Ganz anders im Premiumsegment: In den Küchen über 20000 Euro liegt der Anteil der grifflosen Planungen mit 27% deutlich höher.

And the winner is: Lacklaminat
Bei den Oberflächenstrukturen heißt der klare Sieger Lacklaminat: In jedem Preissegment wurden hier Zuwächse verzeichnet. Insbesondere im unteren Preissegment der Küchen bis 10.000 Euro raubt Lacklaminat der mit 42% dominierenden Oberfläche Melamin einige Anteile und kommt auf 31%. Dem Lacklaminat attes­tierte ­Martina ­Sedlmaier ein „hohes dynamisches Wachstum“.
In der oberen Mittelklasse beträgt der Lacklaminat-Anteil 18% (+4%), hier führt mit 50% noch mit großem Abstand der Echt-Lack. Dessen Anteil liegt im Luxussegment sogar bei 55%. In den obersten Marktgefilden kommt Lacklaminat nur auf einen Anteil von 4%. In dieser Preisklasse machen aber hochwertige Oberflächen wie Echtholz, Schichtstoffe, Keramik oder Glas zusammen über ein Viertel der Oberflächenanteile aus.

Vernetzung in der Küche
„Man lädt sich heute häufiger Gäste ein. Das unterstreicht den Stellenwert der Küche. Es soll alles einfacher sein, das Thema ­Convenience wird immer wichtiger“, fasste Martina Sedlmaier eine der aktuell zu beobachtenden Entwicklungen zusammen. Insofern überrascht es nicht, wenn sie den smarten Klein- und Großgeräten die „größte Dynamik“ im Smart-Home-Markt zuspricht. Andererseits sagt sie auch, dass die Vernetzung zwar im Wohnzimmer bereits angekommen sei, aber für die Küche noch enormes Entwicklungspotenzial vorhanden sei.
Waschmaschinen, Kühlgeräte und Öfen seien die derzeit gängigsten smarten Großgeräte. Aber auch das „assisted cocking“ sei im Kommen. Das Wachstum beim Absatz von smarten Großgeräten lag 2017 bei 81%, bei den smarten Kleingeräten bei 34%. Getoppt werden diese Zahlen noch von Kleingeräten wie Kaffeemaschinen oder Mikrowellen. In diesem Segment habe sich die vernetzte Produktvielfalt mit 90% fast verdoppelt. Die Espressomaschine, die schon zu starten ist, bevor die Haustür geöffnet wurde, sei einfach „in“. „Und die Küche“, so die Prognose der Marktexpertin, „wird auch dadurch noch mehr zum Mittelpunkt des sozialen Lebens.“

Großzügig kühlen
Ähnlich sieht es bei den Kühlgeräten aus. Da liegt der Anteil von Geräten mit mehr als 300 Litern Fassungsvermögen mittlerweile bei 40%.

Bedeutung der Energieeffizienz sinkt
An Bedeutung eingebüßt hat das Thema Ener­gieeffizienz. Die sei „nicht mehr so der große Treiber“. Außer bei den Geschirrspülern.

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