19.09.2018

Was macht eine Küche unverwechselbar und unterscheidet sie von herkömmlichen Konzepten? Die Antwort von Dominik Faber lautet: Fronten aus Stein. Dafür gründete er vor gut einem Jahr die Manufaktur SIO4.

„Sio4 ist eine Firma bestehend aus Querdenkern, die den Naturstein in ihrer modernsten und anspruchsvollsten Form neu interpretiert.“ Dieses Selbstverständnis haben ­Dominik Faber (Foto rechts) und ­Tobias Krüger formuliert. Foto: Biermann

„Eine Küche ohne Ablaufdatum, zeitlos für immer.“ Die Module der Produkt­linie CUBE messen etwa 94 cm im Quadrat. Hinzu kommt der individuelle ­Sockel. Insgesamt gibt es vier Funktionsmodule und ein Butcherblock-Arbeitsmodul auf Rollen. Dieses Stein-Design – eins von sechs möglichen – nennt sich „Paradiso“. Foto: SIO4

Bei Naturstein stimmen Dichte und Härte. Das prädestiniert das Material für den Küchenalltag. Da Stein jedoch Flüssigkeit aufnimmt, sollten die Flächen regelmäßig imprägniert werden. Je nach Beanspruchung etwa nach sechs bis neun Monaten. Die Innenausstattung besteht aus massiver Eiche. Foto: SIO4

Ebenfalls mit Fronten aus Stein: der wie schwebend wirkende Küchen­block ONE im Showroom in Ludwigsburg. Foto: SIO4

SIO4 ist die chemische Formel für Silikat, und Silikat ist die Basis von Naturstein. Womit sich der Kreis vom ungewöhnlichen Firmennamen zum Angebot schließt. Die Ludwigsburger Design Manufaktur entwickelt und vertreibt Küchen mit Fronten aus Vollstein. Entweder als maßgefertigte Einbaumöbel nach persönlichen Wünschen oder als Modellreihe CUBE. Eine weitere Produktlinie wurde in diesen Wochen im Ludwigsburger Showroom installiert: die wie schwebend wirkende Insel ONE. „Unsere Manufaktur richtet sich an Menschen, die bei ihrer Küche hohe Ansprüche an Material, Verarbeitung, minimalistisches Design und Individualität stellen“, erläutert Gründer Dominik Faber, der im Baden-Württembergischen Start-up für Produktdesign, Interior Design und Verkauf zuständig ist. Dabei arbeitet er eng mit ­Tobias Krüger zusammen, der ebenfalls für Interior Design und Verkauf verantwortlich zeichnet, aber auch für alle Marketingaktivitäten des jungen Unternehmens.

Reichlich schlaflose Nächte
Die Idee, Küchenkonzepte aus Stein zu produzieren, hatte ­Dominik Faber bereits 2015. Im Betrieb seines Vaters war eine seiner Hauptaufgaben die Weiterentwicklung der Küchenkonzepte. Dabei arbeitete er sich früh und immer tiefer in die Themen Architektur und Design ein und sichtete zahlreiche hochwertige Materialien. Ein längerer USA-Aufenthalt ließ schließlich die Idee reifen, Küchen zu entwerfen, die sich massiv vom Angebot der gängigen Hersteller unterscheiden. Konkret: minimalistische
Steinküchen.
Zwei Jahre Entwicklungszeit brachten „jede Menge Schweiß und schlaflose Nächte“ mit sich, berichtet der Jungunternehmer. Die zentrale Frage lautete: Wie muss der Naturstein konstruiert sein, dass er im Küchenbereich als Front eingesetzt werden kann, ohne ein zusätzliches Trägermaterial zu benötigen. Ziel sei es von Anfang an gewesen, dass der Nutzer den Naturstein so intensiv wie möglich sehen und spüren sollte. Anfang 2017 war es geschafft: Dominik Faber gründet SIO4 als Eigenmarke der fs küchen manufaktur und brachte im Sommer mit CUBE das erste Modell auf den Markt. Inzwischen ist aus der Neugründung ein eigenes Unternehmen gewachsen, das dem Familienbetrieb ange­gliedert ist.

Jede Planung ein Unikat
SIO4 plant und fertigt individuelle Steinküchen. „Hierbei sind wir durch unsere Manufaktur an keine festen Maße gebunden und können jede Küche millimetergenau in das Wohnumfeld integrieren“, erläutert Tobias Krüger. Möglich seien auch Hochschränke mit Vollsteinfronten. „Jede Küche ist eine maßgeschneiderte Einzelanfertigung, dadurch distanzieren wir uns radikal vom industriellen Fertigungsstil und gehen zurück zu liebevoll hergestellten Küchenunikaten.“
Und warum Stein? Diese Frage beantwortet ­Dominik Faber so: „Naturstein hat sich seit vielen Jahren auf dem Markt bewährt, er ist zeitlos und keine Modeerscheinung. Er eignet sich aufgrund seiner Eigenschaften hervorragend für den Einsatz im Küchenbereich. Er ist schlag-, stoß- sowie kratzfest, säurebeständig, hitzebeständig und hygienisch – nahezu unverwüstlich.“ Aktuell stehen sechs Designs bzw. Steindekore zur Verfügung.
Eine Alternative mit identischen Eigenschaften wie Stein sei Quarzkomposit, ergänzt Faber. Mit einer zusätzlichen Besonderheit: „Damit lassen sich auch unifarbene Steindekore realisieren.“

Blöcke aus Stein
Bei den Küchenmonolithen der Produktlinie CUBE handelt es sich um rundum mit Stein verkleidete Funktionsblöcke in den Maßen 94 x 95 x 93 cm. Hinzu kommt der individuelle Sockel, auf Wunsch auch nach innen versetzt für bodentief durchlaufende Fronten. Eine weitere CUBE-Variante begnügt sich mit 82 cm Tiefe. „Damit der Block durch handelsübliche Zimmertüren passt“, nennt ­Tobias Krüger den praktisch veranlagten Grund für diese Sortiments­ergänzung.
Die Überschrift bei der Entwicklung der minimalistischen Steinquader lautete „Reduktion auf das Wesentliche“. Die Gestaltung orientiert sich entsprechend an ornamentlose, schlichte und geometrische Grundformen. Dennoch sind alle Funktionen einer modernen Küche vorhanden.

Vier Module und ein Butcherblock
Vier Module stehen zur Verfügung: ein Kochmodul mit Kochfeld, ein Spülenmodul, ein Gerätemodul sowie ein Vorratsmodul. Hinzu kommt ein Butcherblock-Arbeitsmodul auf Rollen. Das Spülenmodul gibt es mit nahtlos integriertem Natursteinbecken. Und das entweder mit Stufe für eine versenkbare Armatur oder als minimalistisches Steinbecken. Beim Gerätemodul bringt ein Hub-System das jeweilige Gerät auf Arbeitshöhe oder lässt es komplett verschwinden. Beim Vorratsmodul wurde ein Regalsystem (wahlweise aus Edelstahl oder Eiche massiv) integriert. Auch dieses Regal lässt sich bei Bedarf komplett unter die Arbeitsfläche bringen. Hier erfolgt die Steuerung über eine App bzw. über ein Steuermodul, das in die Arbeitsfläche integriert oder im Auszug untergebracht wird. Im ausgefahrenen Zustand lässt sich das Regalsystem von beiden Seiten bedienen.
Die Steinquader können als einzelne Module dargestellt und zum Beispiel in gleichmäßigem Abstand voneinander entfernt platziert werden. Möglich ist aber auch die Planung als Insellösung, bei der die einzelnen Module mit einer einheitlichen Arbeitsfläche verbunden sind und so ineinander zu verschmelzen scheinen. In der Summe sind bis zu 16 Stellweisen möglich.

Durchgehende Maserung
Küchen mit Fronten aus Stein sind längst keine Exoten mehr am Küchenmarkt. Anbieter wie eggersmann oder das österreichische Unternehmen ­Strasser sind schon seit mehreren Jahren am Markt aktiv. Dennoch glauben Dominik Faber und Tobias Krüger an ihr Produkt und verweisen auf die Besonderheiten von SIO4. Charakteristisch für das Konzept sei ein durchgängiges Maserungsbild im Frontbereich. Die Griffleis­ten zum Öffnen der Schubladen sind kaum sichtbar in die seitlichen Wangen eingearbeitet, und die Wangen selbst sind auf Gehrung gearbeitet mit fugenlosen Übergängen zur Arbeitsfläche. „Das lässt die charakteristische Steinblock-Optik entstehen“, erläutert Dominik Faber und verweist darauf, dass sämtliche Wangen und Auszugfronten nicht verklebt sind, sondern verschraubt. Dafür wurden spezielle Muffen entwickelt. Das Verschrauben hat einen nützlichen Begleiteffekt: So kann die Steinküche einfach demontiert werden. „Sollte der Kunde umziehen, hat er die Möglichkeit, seine Steinküche problemlos mitzunehmen.“
Produziert wird ausschließlich mit Vollsteinfronten in 8 bis 12 mm Stärke. „So sieht und fühlt der Küchennutzer auch beim Öffnen der Auszüge ausschließlich den puren Stein“, erzählt Tobias Krüger.
Bewusst hochwertig sind auch die Auszüge gearbeitet, mit Innenausstattungen aus Eiche massiv, Edelstahl oder Aluminium. Geöffnet werden die Auszüge über die seitliche Griffleiste. Bei der Inselvariante gibt es eine Öffnungsunterstützung per „Push-to-open“. Um Belastungen auszugleichen, sind im Innern Stabilisatoren verarbeitet.
Kombinieren lassen sich die CUBE-Module bei Bedarf mit herkömmlichen Hochschrankeinbauten, wobei sich dann Einschubtüren anbieten. Allein schon, um den minimalistischen Charakter der Gesamtplanung zu wahren. Solche Ergänzungen zu den Steinküchen entstehen in Kooperation mit der Muttergesellschaft. Die Designs stammen von Sio4, gefertigt wird bei fs küchen manufaktur. Krüger: „Dabei bieten wir bewusst nur Frontdekore an, die optisch optimal zum Gesamtkonzept der Küchen passen.“

Partner im Vertrieb
Vertrieben werden die maßangefertigten Steinküchen sowie die Produktlinie CUBE und die Neuheit ONE im eigenen Showroom in Ludwigsburg. Parallel dazu suchen Dominik Faber und Tobias ­Krüger derzeit Kontakt zu Küchenstudios im Premiumbereich. Als weitere Vertriebspartner. Ihr wichtigstes Argument bei solchen Kontaktgesprächen: „Mit einer Steinküche entscheidet man sich für ein absolutes Unikat. Küchenstudios setzen sich damit von herkömmlichen Küchenkonzepten maßgeblich ab.“ Genau das war von Anfang an der Plan.

www.sio-4.com