26.04.2011

Marktübersicht. Fristeten Spülen und Armaturen einst ein eher trübes Dasein als wenig beachtetes Anhängsel der Küchenplanung, hat sich das Arbeitszentrum Nr. 1 inzwischen zum funktionalen Designobjekt gemausert.

Dabei wissen Spülen und Armaturen in der Küchensaison 2011 auf komplett gegensätzliche Weise zu überzeugen. Einerseits weil sie sich fast unsichtbar machen können und auf diese Weise eventuell gewünschte Geradlinigkeit und Purismus in der Küchenarchitektur unterstützen, andererseits weil sie das Zeug haben, als markante Gestaltungsobjekte selbstbewusst hervorzutreten. Beide Möglichkeiten haben etwas. Wo es hinpasst.
Die Hopla-hier-komme-ich-Variante einer zeitgemäßen Küchenspüle thront mit stolzem Schwallrand auf der Arbeitsfläche oder dazwischen. Meist besteht sie aus Keramik wie die Starck-Spüle von ­Duravit, die Quanto von ­systemceram oder die Metric Art von Villeroy & Boch. Mit Ecken und Kanten versehen dokumentieren Modelle wie diese den Anspruch der Küchenspüle als Dreh- und Angelpunkt der Küche. Schließlich werden hier mehr als die Hälfte aller Küchenarbeiten erledigt. Da darf man zu stehen. Die dazu passenden Armaturen gibt es längst.

Geschmeidige Optik
Verbreiteter ist hingegen nach wie vor die bescheidene Version. Ob als Unterbaubecken, flächenbündig eingebaute Spüle oder mit einem superflachen Rand als Auflagespüle – mit optisch abgestimmtem Zubehör lässt sich heutzutage fast jeder Nassarbeitsplatz geschmeidig in die Arbeitsfläche integrieren. Sofern er für den Moment nicht gebraucht wird. Die für diesen Gestaltungswunsch oft eingesetzten Glasschneidebretter sind ebenso schick wie praktisch, schaffen sie doch zusätzliche Arbeitsfläche. Und von der hat man in der Küche nie genug. Das Phrasenschwein lässt grüßen.
Apropos Arbeiten: Wohl einer der prägnantesten Entwicklungen im Spülensegment der letzten Jahre ist die funktionale Einbindung des Nass­arbeitsplatzes in die Vorbereitungs- und Kochabläufe. Wer als Küchenspüle heutzutage etwas auf sich hält, passt sich genormten Behältern an. Zum Beispiel für den Dampfgarer. Richtig praktisch und Kennzeichen hoher Qualität sind Modelle mit einer zweiten Arbeitsebene. Behälter und/oder Schneidbretter lassen sich in diesen Spülen einige Zentimeter unter Arbeitsflächenniveau in die zumeist großzügigen Becken einhängen.

Keramik holt auf
Edelstahl ist nach wie vor das favorisierte Spülenmaterial. Doch Keramik und Verbundwerkstoffe holen auf. Glas als edel wirkende Abtropffläche ebenfalls. Die Verbundwerkstoffe haben frühere Kinderkrankheiten hinsichtlich der Materialqualität längst überstanden und wissen in der 2.0-Version optisch wie funktional zu punkten. Blanco mit Silgranit PuraDur II hatte den Anfang gemacht, nun haben Schock mit Cristalite Plus und Franke mit antibakteriellen Fragranitoberfläche Sanitized nachgelegt. Zudem ist das „optimierte Naturmaterial“ für die Hersteller preislich besser zu kalkulieren als die Schwestern aus der Edelstahllinie. Die Schwankungen auf Rohstoffmarkt der Stahlzutaten bringen Unternehmenscontroller seit Jahren ins Schwitzen. Ein Ende der Preis-Höhenflüge scheint nicht absehbar.
Auch Keramik gilt im Gegensatz zu Edelstahl als ein vergleichsweise preisstabiler Werkstoff. Mit dem Einstieg weiterer Teilnehmer in diesen Markt erhält das Segment zunehmende Beachtung, weil sich Marketingaktionen der Anbieter summieren und so die Wahrnehmung der Öffentlichkeit prägen. Überhaupt zählt Keramik neben Glas zu den aktuell angesagten Küchenmaterialien. Möbelhersteller wie Rational, RWK-Küchen und Schüller nutzen es sogar als Frontbeschichtung. Und auch immer mehr Arbeitsplattenanbieter entdecken die Vorteile der Keramik für den Einsatz in der Küche.

Neuheiten von der LivingKitchen
Auf den folgenden Seiten haben wir viele Spülen und Armaturen zusammengestellt, die auf der LivingKitchen in Köln neu vorgestellt wurden. Und auch einige Highlights von den Herbstmessen in Ostwestfalen bereichern unsere Marktübersicht. Dabei fällt auf: Ein prägender Trend der Saison ist Farbe. Die Hersteller von Keramik- und Verbundwerkstoffspülen haben tief in die Töpfe geschaut und Töne kreiert, die wunderbar mit den derzeit angesagten erd- und schlammfarbenen Küchenmöbelfronten harmonieren.
Besonders hinweisen möchte ich Sie auch auf den Vergleich der Kochend-Wasser-Armaturen, den unsere Autorin Angela Grond mit viel Sinn für Details zusammengestellt hat.
Lassen Sie sich inspirieren. Die aktuellen Spülen und Armaturen sind viel zu schön und viel zu praktisch, als dass sie als ungeliebte Anhängsel der Küchenplanung im Abseits verstauben dürften. (dib)

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