15.03.2017

Ausgeglichene Exportbilanz dank Küchenmöbel

Die Ein- und Ausfuhren der deutschen Möbelindustrie hielten sich 2016 in etwa die Waage. Was aber nur am starken Exportüberschuss der Küchenmöbelindustrie liegt. Gesamt betrachtet ist die Bilanz eher gemischt. Einzelne Möbelbranchen verzeichnen ein teils erhebliches Außenhandelsdefizit.

Dr. Lucas Heumann: „Die deutsche Küchenmöbelindustrie wächst auch in Regionen, die wirtschaftlich stagnieren.“ Foto: Biermann

Wichtigster Export-Markt für die heimische Küchenindustrie bleibt Frankreich, gefolgt von den Niederlanden, Österreich, Schweiz und Belgien. Foto: VdDK

So zog Dr. Lucas Heumann, Geschäftsführer der Fachverbände der Holz- und Möbelindustrie, bei der Bekanntgabe der Außenhandelsaktivitäten der deutschen Möbelindustrie für 2016 eine entsprechend gemischte Bilanz. In der Summe stiegen beide Segmente, die Exporte um 1,3%, die Importe um 2,0%, allerdings führt Dr. Heumann gänzlich unterschiedliche Teilergebnisse für die einzelnen Möbelsegmente an. So erwirtschaftete der Küchenmöbelsektor einen starken Exportüberschuss in Höhe von 10,5%.

Deutsche Küchen weltweit stabil führend
Die Exporte in die Top 10-Regionen der deutschen Küchenmöbelindustrie wuchsen demnach überwiegend zweistellig: z. B. in die Niederlande um 13,7%, nach Österreich um 21,2%, nach Großbritannien um 15,8%, in die Volksrepublik China um 32,6%, in die USA um 24,5% oder nach Spanien um 12,2%.
Keine Veränderungen gab es demgegenüber faktisch bei den Küchenmöbel-Importen, diese haben sich nur in einer Größenordnung von +0,2% verbessert.
Dr. Heumann: „Der starke Exportüberschuss der deutschen Küchenmöbelindustrie bestätigt erneut in eindrucksvoller Form die führende Stellung der deutschen Küchenmöbelhersteller im internationalen Vergleich. Dabei ist besonders bemerkenswert, dass das Wachstum auch in jenen Regionen generiert wurde, die wirtschaftlich stagnieren. Die Importe wiederum sind faktisch bedeutungslos. In relevantem Umfang ist kein ausländischer Hersteller in der Lage, eine signifikante Rolle im deutschen Küchenmarkt zu spielen.“

Polstermöbelexporte weiterhin rückläufig
Nachdenklich stimmt demgegenüber die Außenhandelsbilanz im Polstermöbelsektor. Die Gesamtexporte der deutschen Polstermöbelindustrie wurden nicht gesteigert, sondern sind um -1,8% zurückgegangen. Mit Ausnahme von Italien (+20,6%) und Frankreich (+13,1%) sind alle anderen wichtigen Exportmärkte in Westeuropa rückläufig, während die Importe im Jahre 2016 nochmals um 7,3% gestiegen sind.
Gerade im Polstermöbelsektor zeigt sich die dominierende Stellung Polens als Importeur nach Deutschland – zudem mit weiter steigendem Trend. Die Importe aus Polen sind um 13,8% gewachsen und allein diese Importe aus Polen machen fast die Hälfte aller Gesamtimporte an Polstermöbeln in die Bundesrepublik Deutschland aus.

Stabilisierung bei Wohnen und Schlafen
Erste Anzeichen der Stabilisierung sehen die Fachverbände der Möbelindustrie demgegenüber im Wohn-, Ess- und Schlafzimmersektor. Hier ist der Importzuwachs fast zum Stillstand gekommen. Die Zunahme der Importe beträgt lediglich 1,5%, während die Exporte deutscher Unternehmen ins Ausland um 4,6% gesteigert werden konnten.
Geprägt ist diese Stabilisierung allerdings von der Entwicklung in bestimmten Regionen. So ist das knappe Wachstum der Importe im Wesentlichen auf einen starken Rückgang der Importe aus China (-15,8%) zurückzuführen. Dieser wirkt sich auch auf die Gesamtstatistik aus, da China nach Polen der zweitwichtigste Importeur ist. Ähnlich ist es bei den Exporten. Hier stechen insbesondere die starken Zuwächse in die Niederlande (+27,2%), nach Großbritannien (+14,9%) und nach Frankreich (+12,9%) hervor.

Brexit-Beschluss noch ohne Einfluss
Soweit es um die Entwicklung der Außenhandelszahlen mit Großbritannien geht, sieht Dr. Heumann bislang noch keine gravierenden Auswirkungen der dortigen Brexit-Entscheidung. „Die Küchenmöbelhersteller konnten ihre Exporte nach Großbritannien sogar deutlich stärker steigern als im Durchschnitt der Exporte insgesamt. Im Polstermöbelsektor bzw. im Möbelsektor ‚insgesamt‘ liegt die Entwicklung im Schnitt der Branche, ohne dass irgendwelche Besonderheiten aufgrund der Brexit-Entscheidung festzustellen wären.“ Allerdings müsse hier berücksichtigt werden, dass der Brexit bislang nur beschlossen und noch nicht vollzogen worden ist. Wie sich mittelfristig der britische Markt entwickeln wird, werde wesentlich davon abhängig sein, welche Einzelvereinbarungen zwischen Großbritannien und der EU in Bezug auf den Brexit getroffen werden. Wenn beispielsweise der sogenannte „Harte Brexit“ käme und Handelsbarrieren wieder aufgebaut werden, so Dr. Heumann, müsse sich das zwangsläufig negativ auswirken. Da Großbritannien allerdings nur ein Markt unter vielen ist, seien Rückgänge in diesem Markt für die deutsche Möbelindustrie aber auf jeden Fall verkraftbar, so der Geschäftsführer der Fachverbände VdDK, VdDP und VdDW.

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