12.12.2018

Der Jahresausklang steht vor der Tür und mit ihm die Zeit der Rückblicke. Doch die Konzentration auf das, was war, fällt gar nicht leicht. Denn 2019 wirft hellgrüne Schatten. Die LivingKitchen kündigt sich an. Und man weiß gar nicht so recht, was man davon halten soll.

Dirk Biermann

Wer in diesen Tagen das Stichwort LivingKitchen fallen lässt, kann sicher sein, dass sich die Diskussion unmittelbar verselbstständigt. Kaum ein anderes Thema sorgt so für Kontroverse und nimmt Einfluss auf die besinnliche Stimmung im Advent. Da sind jene, die von ausgebuchten Küchenhallen und zahlreichen Ausstellern aus Übersee schwärmen, vom Verbund mit der Einrichtungsmesse imm cologne, von neuen Konzepten und der vorbildlichen Messe-Infra­struktur in Köln. Und es gibt jene, für die eine Küchenmesse in Deutschland ohne Beteiligung von Unternehmen wie Miele, Bosch, Siemens, Liebherr, Gaggenau, Neff, AEG, Bauknecht, Häcker, Bauformat, Franke, Villeroy & Boch oder Systemceram schlicht ungenügend ist.
Tatsächlich wirkt die Abwesenheit dieser Namen schwer, und eine ungetrübte Vorfreude auf die Küchen­festivität des Jahres will nicht recht gelingen. Zudem sucht der fachkundige Blick unter den vielen auswärtig klingenden Namen die Perlen aus Italien, Frankreich oder Skandinavien vergeblich. Andererseits ist die komplette Küche vertreten. Namhafte heimische Aussteller mit internationalem Anspruch zeigen alles, was die Küchenecke in Zeiten zusammenwachsender Lebenswelten zu bieten hat.
Wer über die LivingKitchen 2019 schon im Vorfeld schimpfen will, wird schimpfen und wird sich im Recht wähnen. Alle anderen Wortmelder als Zweckoptimisten abzustempeln und ihnen Naivität zu unterstellen, führt jedoch zu weit. Auch ohne Aussteller wie die genannten wird es voraussichtlich wieder munter zugehen in den Küchenhallen der Koelnmesse. Während der Fachbesuchertage und auch am langen Wochenende ab Freitag, wenn das Publikum Zutritt hat. Dabei stellen sich spannende Fragen: „Wie wird das neue Messeprogramm mit Sonderflächen zu den Themen Design, Technik und Genuss ankommen? Wie wird der Schweizer Designer Alfredo Häberli die ­Küche der Zukunft inszenieren? Wie zu hören ist, werden seine Ideen die Küche der nahen Zukunft thematisieren, wobei er mit seiner Sonderschau den Blick sogar sehr weit nach vorn wagt und sich dabei der computergestützten Erweiterung der Realitätswahrnehmung bedient. Dass der Schweizer die Küche bei aller Veränderung, die sich abzeichnet und die er darstellen wird, als Seele des Hauses sieht, mit dem Küchentisch als Zentrum, beruhigt wohl auch jene, denen davor graut, dass das, was kommt, nur durch eine VR-Brille zu sehen sein soll.
Die Küchenmesse LivingKitchen ist und bleibt eine produktorientierte Business-Plattform. Unter diesem Blickwinkel werden Menge und Qualität der internationalen Messegäste über Top oder Flop entscheiden. Parallel zum ureigenen Messegeschäft öffnet sich die Veranstaltung jedoch einem offenen Diskurs und thematisiert das, was unsere Branche schon heute in Ansätzen bewegt und morgen noch viel intensiver bewegen wird. Wie sinnvoll und nutzenbringend dieser Blick über den Tellerrand des Alltagsgeschäft ist, zeigen auch die Themen dieser Ausgabe. Da ist zum Beispiel das Gespräch mit Harald Klüh, Global Brand Manager von Grass, unter dem Titel „Die Küchen­möbelindustrie sollte Verantwortung für ihre Stärken übernehmen“. Und das Porträt mit der „Ausstellungsmacherin“ ­Sabine Tormin aus Bad Salzuflen. Mit diesem Beitrag beginnen wir unsere neue Serie „Studio­konzepte“. Und die Reportage vom 2. KitchenCamp, das die Teilnehmer erneut einlud, auf ungewöhnliche Weise Inhalte auszutauschen und Kontakte zu knüpfen.
Manche Gedanken in diesen Beiträgen nähern sich wohlbekannten Zusammenhängen von einer neuen Seite. Anders als gewohnt. Erfrischend anders. Vielleicht ist dieser Ansatz auch die große Chance der Living­Kitchen 2019. Wir dürfen gespannt sein.

In diesem Sinne wünschen der STROBEL VERLAG und die KÜCHENPLANER-Redaktion Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, einen schönen Advent, angenehme Weihnachtstage und einen fröhlichen, unfallfreien Rutsch.

Dirk Biermann

 


Dieser Beitrag ist als Editorial in der Ausgabe KÜCHENPLANER 12/2018 erschienen.