21.09.2015

Die Familie der FREElift-Klappenbeschläge von Kesseböhmer ist komplett und die Markteinführung hat begonnen: Besonders international sei diese schon erfolgreich angelaufen.

Ob klappen, falten, gleiten oder schwingen: Die schlanke Form der FREElift-Technik nimmt nur wenig Platz in Anspruch. Das erhält möglichst viel Stauraum und fördert die leichte Erreichbarkeit der Staugüter. Foto: Kesseböhmer

Lutz Disselhoff (Foto links), technischer Geschäftsführer des Budapester Produktionsunternehmens FLAP Competence Center, und ­Thomas Herden, Vertriebsleiter Deutschland bei Kesseböhmer. FLAP ist ein gemeinsames Unternehmen der Joint-Venture-Partner Kesseböhmer und Häfele. Fotos (3): Biermann

Das Führungstrio am Standort Budapest (Foto von links): Thomas Franken (Technischer Leiter), Lutz Disselhoff (Geschäftsführer) und ­Dieter Stange (Entwicklungsleiter). Großformatige Glasscheiben schaffen Sichtachsen zwischen den Verwaltungsräumen und der modernen Produktion.

Das Thema „Kesseböhmer und die Klappe“ hat Geschichte und trägt ursprünglich den Namen „HSB“. Dieses Kürzel steht für Hochschrankschwenkbeschlag. Das Produkt ist – in aktualisierter Form – nach wie vor im Programm, doch mit der eleganten „Freelift“-Familie kaum vergleichbar. Diese setzt sich in der aktuellen Version aus optisch betont schlanken und auffallend leichtgängigen Beschlägen zusammen. Es gibt sie zum Schwenken, Falten, Senkrecht-Liften und Klappen. In dieser Reihenfolge lauten die dazugehörigen Produktnamen FREEswing, FREEfold, FREE­slide und FREEflap. Nachwuchs hat sich bereits angekündigt: FREElight heißt der jüngste Spross der Familie, der bald auf den Markt kommen wird und das Sortiment im Preiseinstieg abrunden soll. Auf Wunsch sind alle Versionen mit elektrischer Bewegungsunterstützung eTouch samt integrierter Lichtsteuerung erhältlich, und Versionen mit „push-to-open“, für grifflose Planungen, gibt es auch. Kesseböhmer selbst spricht vom „modernsten Sortiment am Markt für Klappenbeschläge“.
Dieses Selbstbewusstsein speist sich nicht allein aus der skizzierten Programmtiefe mit aktuell fünf Lifter-Varianten für den Einsatz in Küche, Bad, Schlafzimmer und Wohnräumen. Komfortaspekte, wie Dämpfung und Multi-Positions-Stopp, seien grundsätzlich Standard, denn Anspruch des Herstellers ist ein harmonischer und gleichmäßiger Bewegungsablauf in Öffnungs- und Schließrichtung. „Und das bei allen Öffnungsvarianten sowie unterschiedlichen Schranktypen, die in einer Küche nebeneinander montiert sein können“, betont Thomas Herden, Verkaufsleiter Deutschland von Kesseböhmer. Zwei weitere wichtige Stichwörter auf dessen geistigem Notizzettel lauten „Montagefreundlichkeit“ und „Kostenoptimierung für Hersteller“. Denn Aspekte wie integrierte Positionierlaschen und vormontierte Euroschrauben „sparen dem Möbelhersteller bei der Korpusmontage Zeit und Mühe“. Am Band und in der Logistik. Ebenso wie die werkzeuglose Frontanbindung per ClickFixx. Die Einstellung der Federkraft auf unterschiedliche Frontgewichte erfolgt ganz einfach per Akkuschrauber direkt am Beschlag. Je nach eingesetztem Beschläge-Duo lassen sich Fronten im Standardprogramm mit einem Gewicht von bis zu 15 Kilo bewegen. Einzelne Sonderausführungen und Spezialanfertigungen nehmen es mit noch höheren Frontgewichten auf.
Komplett modernisiert
Hergestellt werden die Beschläge in Budapest beim Unternehmen FLAP Competence Center kft, einem Joint-Venture-Unternehmen von Kesseböhmer und Häfele, das 2009 vom damaligen Besitzer ­Titus/Lama übernommen wurde. Ursprünglich hat das traditionsreiche Unternehmen Huwil hier Beschläge für Klappen und Schiebetüren produziert. Technischer Geschäftsführer in Budapest ist Lutz Disselhoff.
Fünf Jahre nach der Übernahme strahlt die Produktion in Budapest nach umfassenden Investitionen in Gebäude und Maschinen im neuen Glanz. Der Betrieb selbst hat sich von der verlängerten Werkbank der Vergangenheit zu einem selbstständigen und modernen Produktionsunternehmen entwickelt. Sämtliche Gebäude wurden kernsaniert und den Anforderungen entsprechend neu gestaltet. Vollautomatisierte Fertigungslinien prägen das Bild. Großflächige Glasscheiben zwischen Verwaltung und Produktion schaffen in jedem Gebäudeteil Sichtachsen. „Das fördert die Kommunikation und schafft ein Wir-Gefühl“, meint Lutz Disselhoff. Der Branchenkenner arbeitet im Budapester Werk eng mit zwei weiteren Fachleuten aus Deutschland zusammen. Thomas Franken ist Technischer Leiter, war für Huwil tätig und kennt den Geschäftsbereich sowie den 1991 eröffneten Betrieb in Budapest aus dem Effeff. Dieter Stange koordiniert die Konstruktion vor Ort in enger Kooperation mit den Kollegen von Kesseböhmer.

Fertigung in Baugruppen
Produziert werden die Lifterbeschläge der aktuellen „Freelift“-Generation im Baugruppen-Prinzip. Erst nach Auftragseingang folgt die Individualisierung. Je nach Kunde und Vertriebsweg. Das gilt auch intern: Die Technik der Beschläge ist zwar identisch, egal ob Kesseböhmer oder Häfele dransteht, die Optik der Abdeckung unterscheidet sich jedoch. Kundenspezifische Prägungen auf den Kunststoffgehäusen sind ebenfalls möglich.
Die Joint-Venture-Partner Kesse­böhmer und Häfele agieren selbstständig am Markt. Kesse­böhmer mit der Kernzielgruppe „Industrie“, Häfele mit Blickrichtung „Handwerk und Handel“.

Völlige Neuentwicklung
Modernisiert wurden in Budapest in den vergangenen Jahren nicht nur Gebäude, Produktion, Entwicklungsabteilung und Testanlagen. Auch das aktuelle Produkt hat kaum noch etwas mit dem Stand von 2009 gemeinsam. Produziert und vertrieben werden zwar auch heute noch die langjährig bewährten Varianten aus dem eins­tigen Huwil-Programm, doch inzwischen prägt zunehmend die neueste Generation der „Freelift“-Beschläge das Bild in der Fertigung. Diese aktuelle Produktfamilie wurde auf Grundlage des schon legendären Huwil-Ur-Patents konzipiert, aber vom Kesseböhmer-Entwicklungsteam in Dahlinghausen „gänzlich neu entwickelt“, wie es heißt. Präsentiert wurde diese 3. Produkt-Generation erstmals auf der interzum 2013, und seit Anfang 2014 ist das Programm in kompletter Tiefe serienreif verfügbar. Dirk Biermann

www.kesseboehmer.de


Strategische Investition
Die Geschichte des modernen Klappenbeschlags ist eng mit dem Namen Huwil verbunden. Das Unternehmen aus Ruppichteroth besaß tragende Schutzrechte, die heute noch von Bedeutung sind. Mitte 2000 übernahm der britische Titus-Konzern Huwil aus der Insolvenz. 2009 folgte der Weiterverkauf. Unter anderem stand der Produktionsbetrieb in Budapest, in der die Klappen- und Schiebetürenbeschläge von Huwil hergestellt wurden, im Verkaufsregal. Veräußert werden sollten auch die Schutzrechte und Patente. Oliver Kesseböhmer war einer der Interessenten. Er sah die Investition in das Produkt „Klappenbeschläge“ als einen strategischen Vorteil für sein Unternehmen und holte Sybille Thierer von Häfele mit ins Boot. Die beiden Unternehmen verbindet eine langjährige geschäftliche Partnerschaft. Kesseböhmer und Häfele gründeten ein Joint-Venture und übernahmen das komplette „Ungarn-Paket“ von Titus/Huwil bestehend aus Mitarbeitern (heute 280), Know-how, Schutzrechten, Produktionsanlagen, Grundstück und Gebäuden. Das war im Herbst 2009. Zuvor hatte sich bereits das Unternehmen Blum aus Höchst in Österreich eine „Mitnutzung der Schutzrechte“ gesichert. (dib)