10.02.2015

Rotpunkt Küchen stellt sich im Vertrieb breiter auf und will in Europa wachsen. Aber auch im Heimatmarkt Deutschland legt das Unternehmen zu. Ansprechpartner ist der Fachhandel. Von Dirk Biermann

Ein Küchenmodell der aktuellen Ausstellung. Grautöne sind modern, ebenso integrierte Regale. Für den Dunstabzug bietet der Hersteller spezielle Umbauten an. Fotos: Biermann

Wollen Rotpunkt in Europa und im Heimat­markt Deutschland als Küchenhersteller mit eigenständigen Ideen positionieren: die beiden geschäftsführenden Gesellschafter (von links) Heinz-Jürgen Meyer und Andreas Wagner. Im Hintergrund glänzt das neue Küchenmodell Luxio HL in der Farbe Steel, kombiniert mit dem Holz­dekor ­Linewood Bambus (NB).

Hinter der Front setzt sich die Holzkompetenz fort. Die Kombination mit der weißen, grifflosen Front wirkt frisch und wertig.

Rotpunkt hat sich eine ausgeprägte Holzkompetenz aufgebaut. Verschiedene Strukturen und Möglichkeiten der Oberflächenbearbeitung stehen zur Wahl. Zeigen wird das Unternehmen sein Programm auch auf der Living­Kitchen im Januar in Köln.

Rotpunkt gilt als einer der Benelux-Spezialisten im Markt. Rund 75% seines Umsatzes erwirtschaftet das Unternehmen mit Händlern aus Holland und Belgien. Diese maßgebliche Konzentration auf ein Vertriebsgebiet lief lange Jahre vorzüglich und routiniert. Doch dann kam die Immobilien- und Kapitalmarktkrise 2009. Bei den Nachbarn im Westen ging der Küchenmarkt in die Knie, und in der Konsequenz wurde es auch bei Rotpunkt in Bünde eng. „Glücklicherweise haben wir damals zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Menschen getroffen“, sagt Heinz-Jürgen Meyer, geschäftsführender Gesellschafter. Die Rückgänge in Holland konnten die neuen Kontakte zwar nicht komplett auffangen – aber immerhin etwas mildern. Insbesondere in Großbritannien öffneten sich neue Türen. Heute sei die Geschäftslage stabil, betont der zweite geschäftsführende Gesellschafter, Andreas Wagner. Wagner ist seit Anfang 2012 im Unternehmen. Erst als Geschäftsführer und seit Mai 2013 als Gesellschafter. Vorher war er bei nobilia und Homag.

Das Team zählt
Andreas Wagners Einstieg ver­lief parallel zum Rückzug von Horst Rabe, Angehöriger einer der beiden ursprünglichen Inhaberfamilien. Gegründet wurde das Unternehmen bereits 1930 von Heinrich Rabe und Wilhelm Meyer unter dem Namen Rabe & Meyer. Das Unternehmen befasste sich anfangs mit der Fertigung von Zigarrenkisten, Holzspielzeug und Nähkästen. Erst in der Nachkriegszeit wandte sich die Unternehmensführung dem Küchenbau zu.
Dies aber mit Leidenschaft und Kreativität. Und aktuell mit dem Willen, sich breiter aufzustellen, um nicht zu sehr am Tropf einzelner Märkte zu hängen. „Wir agieren deutlich internationaler als in der Vergangenheit“, beschreibt Andreas Wagner, 44, die Strategie und denkt dabei besonders an Länder wie England, Frankreich und die Schweiz. Ein bisschen auch an Skandinavien. China sei indes aktuell kein Thema. „Dafür aber der Heimatmarkt Deutschland“, ergänzt Kompagnon Meyer, der mehr als 30 seiner 58 Lebensjahre in der Küchenbranche verbracht hat. Die beiden sind ein gutes Team und spielen sich die Bälle im Gespräch einvernehmlich zu. Der Team-Gedanke scheint bei Rotpunkt überhaupt eine wichtige Rolle zu spielen. Das wird zwar nicht in jedem zweiten Satz betont, zeigt sich aber zwischen den Zeilen. Zum engeren Führungskreis zählen neben Meyer und Wagner Inlandsvertriebsleiter Jens Oliver Gläsker. Ihm unterstellt sind acht Außendienstmitarbeiter. Gleichberechtigt im Vertriebsmanagement ist seit Anfang Oktober Jeffry van de Vijver aktiv. Sein Aufgabengebiet: der Export.

Stark mit Holz
Rotpunkt Küchen will im In- und Ausland neue Fachhandelskontakte knüpfen. Das ist das erklärte Ziel. Die Großfläche oder gar das Internet als Vertriebskanal seien zweitrangig bzw. nicht vorstellbar. „Dafür ist unser Produkt zu erklärungsbedürftig“, erläutert Heinz-Jürgen Meyer. Das Unternehmen positioniert sich einerseits als Hersteller mit einem breiten Angebot, andererseits aber auch als Holzspezialist. Drei Holzstrukturen – Oak Line, Forest und Classic – sowie vier Varianten der Oberflächenbehandlung schaffen eine Vielzahl unterschiedlicher Optiken und Haptiken. Freunde markanter Flächen mit sichtbaren Dellen und Astlöchern kommen ebenso auf ihre Kosten wie Anhänger eher feinastiger oder streifiger Holzdekore. Als Rohstoff kommt bei Rotpunkt ausschließlich Eiche unter die Säge, das aber wahlweise sandgestrahlt, sandgestrahlt und geschliffen, gebürstet sowie gebürstet und geschliffen. Hinter der Front setzt sich die Holzkompetenz fort. So gibt es eine von drei Auszugvarianten in Massivholz. Inneneinteilung inklusive. Bei der Auszugtechnik setzt Rotpunkt auf Qualitätsprodukte von Grass, darunter das neue Vionaro-System mit Unterflurtechnik, bei den Scharnieren wurde zur aktuellen Hausmesse auf Blum umgestellt. Und zwar komplett.

Mit Griff und ohne
Bei aller Affinität zum lebendigen Werkstoff Holz machen folierte, beschichtete und lackierte Fronten den Löwenanteil aus. „Zu 80%“, sagt Heinz-Jürgen Meyer. Verfügbar ist das breit angelegte Frontenprogramm in vielen Farben und bei den Holznachbildungen gern auch als Synchronpore, um zum Beispiel bei der Stollengestaltung die Holzoptik der Massivholz-Fronten kostengünstig aufzunehmen. Aber auch bei Rotpunkt dominieren Flächen in Weiß oder anderen hellen Farben von Magnolie bis zu verschiedenen Grautönen. Grundsätzlich setzt das Unternehmen auf Kommissionsware, bekantet aber viele Fronten in Eigenregie. Seit Neuestem auch per Laser.
Die Frage „mit Griff oder lieber ohne“ ist laut Meyer eigentlich gar kein Thema. Rotpunkt böte verschiedene Möglichkeiten, um grifflose Optiken zu realisieren – mit runden und neu auch mit eckigen Muldenprofilen sowie mit diversen „unechten Varianten“. Gleichzeitig wurden bei der Hausmesse 2014 eine Vielzahl attraktiver Griffe und Knöpfe präsentiert und in der Ausstellung kreativ kombiniert. Die Bandbreite reicht von elegantem Chrom im Zusammenspiel mit einem Spiegelsockel bis zum Vintage- und Used Look-Sortiment.

Keine Blockvermarktung
Auf die strategische Vermarktung von Elektrogeräten verzichtet das Unternehmen grundsätzlich, allenfalls auf Anfrage werde man hier aktiv. Hingegen zählt die Komplettabwicklung der Arbeitsfläche seit Neuestem zum Angebot. Dafür wurde zielgerichtet in die EDV-Anlage investiert. Mit Mulitplexplatten hatte Rotpunkt dieses Angebot 2013 getestet, seit der Hausmesse 2014 können auch Flächen aus Granit, Composite und Keramik geordert werden. Inklusive der nötigen Ausschnitte und mit flächenbündig eingebauter Spüle.

Argumente für Küchenspezialisten
Dass die Konkurrenz groß ist und neue Fachhandelskontakte nicht vom Himmel fallen, wissen auch Meyer und Wagner. Dennoch sind sie zuversichtlich, sich mit ihrem Angebot zu profilieren und eigenständig positionieren zu können. „Mit unserer Holzkompetenz auf und hinter der Front bieten wir Spezialisten Argumente fürs Verkaufsgespräch“, meint Heinz-­Jürgen Meyer. Diese Möglichkeiten gebe es so nicht häufig. Andreas Wagner nimmt den Gedanken auf und verweist auf weitere Ideen für eine eigenständige Positionierung, die er unter der Rubrik „mit Liebe für Details“ einordnet. So zum Beispiel die neue edelstahlfarbige Kranzleis­te, farbgleich gestaltet mit Sichtseiten, Sockel und Arbeitsfläche. „Einige Gäste unserer Hausmesse reagierten beim Thema Kranzleiste zwar erst etwas skeptisch, aber vom farbgleichen Zusammenspiel verschiedener Elemente waren sie dann begeistert.“ Solche eigenständigen Themen kommen überall gut an, sind die Geschäftsführer von Rotpunkt Küchen überzeugt. In Benelux – und darüber hinaus.

www.rotpunktkuechen.de