03.10.2014

Rund 60 Prozent aller in Deutschland verkauften Küchen glänzen in Weiß oder anderen hellen Farben. Das ist auch bei der LEICHT Küchen AG so. Warum die Planungen mit Möbeln aus Waldstetten dennoch eine unverwechselbare Ausstrahlung haben, erläutert Vorstandsvorsitzender Stefan Waldenmaier im KÜCHENPLANER-Gespräch mit Dirk Biermann.

IOS-Glasfronten in einem hellen Grauton samt darauf abgestimmter Glas-Arbeitsplatte. Mit dem beleuchteten und mit Lamellen verschließbaren Xtend+ Lichtregal bekommt der Raum oberhalb der Arbeitsplatte eine neue Funktion. Foto: Leicht

Stefan Waldenmaier, Vorstandsvorsitzender LEICHT Küchen AG: „Wer das Besondere sucht, kommt schnell zu Leicht.“ Foto: Biermann

Küchenplaner: Wo positionieren Sie Ihre Küchen, Herr Waldenmaier – Premium, Luxus oder breite Masse?
Stefan Waldenmaier: Wir sind sicherlich ein Premiumhersteller. Aber mit einem eigenen Verständnis.

Küchenplaner: Und wie lautet das?
Stefan Waldenmaier: Wir wollen den Endkunden eine wunderschön möblierte Küche ermöglichen. Und das zu einem fairen Preis. In die typische Schublade „Premium = hochpreisig“ lassen wir uns nicht stecken.

Küchenplaner: Küchen für jedes Preissegment? Kann das gut gehen?
Stefan Waldenmaier: Wir kommen zurecht. Aber in jedem Preissegment sind wir natürlich nicht unterwegs. Der Discount ist nicht unser Tätigkeitsfeld. Lassen Sie es mich so sagen: Wir wollen unseren eigenen Weg gehen und schöne Dinge zu fairen Preisen anbieten.

Küchenplaner: Das mit den fairen Preisen sagen Sie jetzt schon zum zweiten Mal. Es scheint Ihnen besonders wichtig zu sein.
Stefan Waldenmaier: Es ist die Basis unserer Philosophie. Das Unternehmen Leicht Küchen definiert sich über das Produkt, nicht vorrangig über das Image.

Küchenplaner: Wie wirkt sich das konkret aus?
Stefan Waldenmaier: Grundsätzlich haben wir unsere eigene Meinung, was schöne Küchen ausmacht. Typisch für Leicht-Planungen sind ein ruhiges Gesamtbild sowie eine zeitlose Formensprache, die sich an den Bauhaus-Stil anlehnt. Kurz: Unsere Küchen sind zurückhaltend, dezent und zeitlos.

Küchenplaner: Zwischen schlicht und langweilig ist es manchmal ein schmaler Grat. Wie bleiben Sie auf der attraktiven Seite?
Stefan Waldenmaier: Mit unseren Programmen kann der Küchenspezialist normale Küchen planen, aber auch weit über das Maß hinaus. Zwischen 15.000 und 100.000 Euro ist vieles möglich. Dafür haben wir eine breite Auswahl beispielsweise mit 5000 Farben im Programm und einen großen Fundus an Umfeldmaterialien. Denn unsere Blickrichtung zielt stets auf die Gestaltung des Raumes und reduziert sich nicht auf die Küchenmöbel. Regale, Licht und Offenheit sind wichtige Stichwörter bei der Raumgestaltung. Dabei muss natürlich sichergestellt sein, dass die Küche ein Funktionsraum zu sein hat. Aber mit einer wohnlichen Optik statt einer technischen Anmutung. Im optimalen Fall verbinden sich Funktion und Eleganz zu einem harmonischen Gesamtbild.

Küchenplaner: Wer entwickelt die Ideen dafür?
Stefan Waldenmaier: Als Hersteller machen wir eigenständige Vorschläge auf Basis unseres Design- und Formverständnisses. Dafür haben wir ein internes Designstudio aufgebaut und liefern viele eigenständige Ideen, die es exakt so ein zweites Mal nicht gibt am Markt. Aber natürlich kann jeder Küchenspezialist selber entscheiden, wie er das Programm umsetzen will. Da reden wir niemandem hinein.

Küchenplaner: Können Sie die Umsetzung dieser „harmonischen Eleganz“, von der Sie gesprochen haben, an konkreten Beispielen erläutern?
Stefan Waldenmaier: Um das von uns favorisierte ruhige Gesamtbild zu schaffen, setzen wir auf ein sehr zurückhaltendes Fugenbild mit schmalen, horizontal verlaufenden Linien bzw. exakt gearbeiteten Furnierbildern. Kantenumbrüche oder Überstände werden vermieden. Außerdem werden alle Fronten und Geräteschränke auf Maß gefertigt. Auf Ausgleichsblenden, die stets für Unruhe sorgen, können wir so verzichten.
Ein weiteres Beispiel bezieht sich auf die Geräteintegration. Für alle nicht stapelbaren Geräte haben wir einen Ausgleichswinkel aus Metall entwickelt. Dank dieses Bauteils können wir auch hier auf störende Ausgleichblenden verzichten.
Außerdem haben wir eine eigene Lichtlösung entwickelt. Diese LED-Leuchten kombinieren blendfreies Arbeitslicht und ein gemütliches Ambientelicht bei einer gleichbleibenden Lichtfarbe von rund 3000 Kelvin. Und das in einer einzigen Leuchte. Möglich wird dies durch die flächenbündige und zugleich indirekte Integration der Technik. Licht ist ein ganz wichtiges atmosphärisches Stilmittel. All das sind konkrete Details.

Küchenplaner: Die technisch ausgereift umgesetzt werden müssen. Losgröße 1 ist ein hoher Anspruch. Haben Sie die Kompetenz dafür im eigenen Haus oder setzen Sie bevorzugt auf spezialisierte Zulieferer?
Stefan Waldenmaier: Wir haben eine sehr hohe Fertigungstiefe und fertigen jede Front selbst.

Küchenplaner: Ein schönes Produkt zu gestalten und es reibungslos zu produzieren sind zwei Paar Schuhe. Wie realisieren Sie die Umsetzung der Ideen ihrer Kreativen?
Stefan Waldenmaier: Die Beherrschung der Produktionsdaten ist das A&O. Wir arbeiten auf allen Stufen SAP-basiert, mit der jeweiligen Spezialsoftware nach Aufgabenstellung. Damit können wir unsere Variantenvielfalt vollautomatisch steuern und jede individuelle Maßfront wird zum Standardprodukt.

Küchenplaner: Dafür haben Sie zuletzt sogar 10 Mio. Euro in eine neue Anlage investiert.
Stefan Waldenmaier: Es sind sogar fast 11 Mio. Euro. Die größte Einzelinvestition in der Geschichte des Unternehmens.

Küchenplaner: Und alles erfolgreich installiert?
Stefan Waldenmaier: Die Anlage läuft tadellos.

Küchenplaner: Um was für eine Maschinenanlage handelt es sich konkret?
Stefan Waldenmaier: Es ist eine Kantenbearbeitungsanlage von IMA Klessmann, die mit 270 Kantenvarianten bestückt werden kann, davon 96 parallel. Die neue Anlage ist direkt mit der Zuschnittanlage verkettet und läuft dann in einem großen Verbund annähernd vollautomatisch. Sämtliche Fertigungsteile werden vor der Bekantung nochmals auf exaktes Maß kalibriert. Das stellt in einem hohen Maß sicher, dass alle Abmessungen und Winkel passen.

Küchenplaner: Welchen Stellenwert hat die Bekantung per Laser?
Stefan Waldenmaier: Wir setzen ganz klar auf die Laserkante. Insbesondere bei den Unifarben und ganz besonders bei den hellen Tönen. Deshalb verfügt die neue Anlage selbstverständlich über ein integriertes Laseraggregat.

Küchenplaner: Glauben Sie, dass die Laserkante die traditionelle PUR-Verleimung bald komplett ablöst?
Stefan Waldenmaier: Die PUR-verleimte ABS-Kante wird nicht von heute auf morgen verschwinden. Aber unser Ziel ist es, bei den erwähnten hellen und sonstigen Uni-Fronten komplett auf die fugenfreie Laserkante umzustellen. Zu 100% innerhalb eines Jahres. Dafür haben wir zum 1. Juli alle Programme mit Laserkante um ein bis zwei Preisgruppen reduziert.

Küchenplaner: Wie hoch ist der Laserkantenanteil bei hellen und sonstigen Uni-Fronten heute?
Stefan Waldenmaier: Ca. 60 bis 70 Prozent.

Küchenplaner: Wenn ich Sie bis hierhin richtig verstanden habe, bietet das Leicht-Programm so viele Varianten und Planungsmöglichkeiten, dass jeder Küchen-Wohn-Raum passgenau und mit einer ruhigen, wohnlich wirkenden Optik gestaltet werden kann. Um dies umzusetzen, muss ein Planer ihr Programm aber sehr gut kennen – oder?
Stefan Waldenmaier: Unser Produkt ist erklärungsbedürftig und es bringt Schulungsbedarf mit sich. Deshalb bieten wir nun seit fast fünf Jahren Schulungen bei uns im Haus an.

Küchenplaner: Zu welchen Themen?
Stefan Waldenmaier: Natürlich zum Produkt allgemein, zu Farben und Materialien sowie zur Montage. Aber auch zu unserer Philosophie mit den Leicht-typischen Produktbesonderheiten. Und wie diese Ideen in der gängigen Planungssoftware sauber umgesetzt werden können.

Küchenplaner: Nehmen Ihre Handelspartner das Angebot an?
Stefan Waldenmaier: Ja, sehr. Ganz aktuell hatten wir im ersten Halbjahr 2014 etwa 190 Seminargäste bei uns im Haus. Fast jedes Angebot war mit 15 Teilnehmern ausgebucht. Wir schulen dreisprachig: in Deutsch, Französisch und Englisch.

Küchenplaner: Für Küchenspezialisten sind Schulungen ein zusätzlicher Aufwand.
Stefan Waldenmaier: Dennoch werben wir dafür. Denn wir beobachten, dass Handelspartner, die sich aktiv mit unserem Programm beschäftigen, zunehmend erfolgreicher sind. Nach zwei bis drei Schulungen ist ein Händler mit allen Möglichkeiten, die unser Programm bietet, rundum vertraut.

Küchenplaner: Im Oktober eröffnen Sie in Waldstetten die LEICHT-Welt, ein neues Ausstellungs- und Schulungsgebäude. Wollen Sie das Trainings- und Seminarangebot noch erweitern?
Stefan Waldenmaier: Mit der LEICHT-Welt stoßen wir in eine für unsere Unternehmensgeschichte neue Dimension vor. Das Gebäude spiegelt schon von Außen unseren Designanspruch wider. Was sich innen nahtlos fortsetzt. Wir wollen, dass sich unsere Gäste wie zu Hause fühlen und haben die Flächen für Präsentation, Schulung und Training entsprechend gestaltet. Das umfasst selbst die Außenanlagen. Und auch die Möglichkeiten für Kommunikation folgen dem Leicht-Markenanspruch: Zum Beispiel im Erdgeschoss mit einem Lounge-Bereich samt W-LAN sowie hoch oben mit einer Dachterrasse, auf der Geschäftsbesprechungen entspannt ausklingen können.
Aber um auf Ihre Frage zurückzukommen. Ja, wir sehen tatsächlich noch Potenzial für Schulungen und Trainings. Aber auch für die grundlegende Produktpräsentation und die Markenpflege an sich. Unsere Gäste aus dem Ausland zum Beispiel sind oft internationale Bauträger oder Architektengruppen. Die kommen für mehrere Tage zu uns. Auch diesen Kunden wollen wir ein umfassendes Erlebnis der Marke Leicht vermitteln. Dazu gehört ein entsprechend gestalteter Rahmen. So stellen wir unseren Gästen zum Beispiel fürs Sightseeing einen elektrobetriebenen BMW i3 zur Verfügung, wobei die wichtigen Sehenswürdigkeiten der Umgebung bereits im Navi einprogrammiert sind. Auch das ist für uns Kundenbindung.

Küchenplaner: Fehlt nur noch das LEICHT-Hotel.
Stefan Waldenmaier: Wir sollten die aktuellen Projekte abschließen und geerdet bleiben.

Küchenplaner: Was kostet die LEICHT-Welt?
Stefan Waldenmaier: Das Unternehmen investiert rund 6 Mio. Euro in den Neubau.

Küchenplaner: 11 Mio. Euro für die Produktion, 6 Mio. Euro für ein Ausstellungs- und Schulungsgebäude. Das sind bemerkenswerte Investitionen innerhalb eines Jahres. Die Geschäfte scheinen gut zu laufen. Tun sie es?
Stefan Waldenmaier: Wir liegen voll im Plan und rechnen für 2014 mit einem Umsatz von fast 100 Mio. Euro. Rund 50% davon machen wir im Export. Leicht Küchen ist unter den Premiumherstellern aktuell wohl das Unternehmen mit der dynamischsten Entwicklung.
Wobei wir in den letzten Jahren zusätzlich viel in Werbung, Internet, Unterlagen und Studiopräsenz investiert haben. Kunden informieren sich heutzutage im ersten Schritt bevorzugt im Internet. Mit diesen Investitionen in Werbung und Kommunikation stellen wir sicher, dass Küchenkäufer, die das Besondere suchen, recht zügig bei Leicht landen. Damit unterstützen wir den Fachhandel ganz konkret.

Küchenplaner: Vielen Dank für das Gespräch.

www.leicht.de


Kanto runderneuert
Zur Präsentation zur Küchen­meile A30 im house4kitchen in Löhne kündigt Leicht unter anderem eine „komplett neue Kanto-Welt“ an. Das Einsteigerprogramm im Sortiment des Premiumherstellers wird es ab September neu im Raster 73 cm geben – sowie in grifflosen Frontvarianten.