29.09.2014

Die Geschäfte laufen gut im deutschsprachigen Raum. Freude machen den Verantwortlichen von Electrolux Deutschland insbesondere die Premiummarke AEG sowie die taktischen Marken für die Küchenmöbelindustrie. Dampf und Induktion sollen im Küchenbereich dafür sorgen, dass dies so bleibt. Und eine saubere Vertriebsarbeit.

„Wir sind die einzige A-Marke, die im ersten Quartal 2014 zulegen konnte“, stellt Klaus Wührl, Vorstandsvorsitzender von ­Electrolux Deutschland, im Rahmen einer Fachpressekonferenz auf dem Petersberg nahe Bonn fest. Das sagt er sachlich aber mit sichtbarer Zufriedenheit und zeigt auf die entsprechenden GfK-Charts. An Menge und Wert habe man zulegen können – ebenso bei den Marktanteilen. Nach Wert gerechnet betrage dieser nun 13,1%. Grundlage der aktuellen „erfreulichen Entwicklung“ sei der Erfolg der Marke AEG sowie die stabilen Geschäftsbeziehungen mit den Küchenmöbelherstellern. Für nobilia, Schüller und Bau-For-Mat hat ­Electrolux bekanntlich exklusiv die sogenannten taktischen Marken Progress, Leonard und ­Zanker im Programm.
Auf diesen beiden Säulen, AEG einerseits, die taktischen Marken andererseits, soll das Geschäft in Deutschland und Österreich weiter wachsen. Wobei Wührl davon überzeugt ist, dass die AEG von den OEM-Aktivitäten profitieren und „proportional stärker wachsen werde als die taktischen Marken selbst“. Das für den typischen Einsteiger konzipierte Zanussi-Sortiment rundet das Portfolio ab.
Hingegen endgültig Geschichte in Deutschland und Österreich ist seit dem 30. Juni der Hausgeräte-Marktauftritt der Muttermarke Electrolux. „Die Inspiration Line hat einfach zu wenig Freunde gehabt“, stellte Wührl unumwunden fest und verweist auf einen Marktanteil von nur 0,8%. Ein Umsatzrückgang sei durch den Rückzug aber nicht zu erwarten. Klaus Wührl: „Wir konnten alle wichtigen Händler, die wir haben wollten, vom Wechsel zu AEG überzeugen.“ Womit die Markenstrategie des Unternehmens klar benannt ist: Der Fokus liegt auf den hochwertigen Geräten von AEG.

IFA und Küchenmeile
Auf den anstehenden Messen in Berlin (IFA) und Löhne (Küchenmeile A30) wird sich ­Electrolux entsprechend auf AEG und ­Zanussi konzentrieren. Mit Neuvorstellungen aus allen Produktsegmenten von der Wäsche- und Bodenpflege bis hin zu den Kleingeräten. Zu den Küchenhighlights zählt der neue MultiDampfgarer ProCombi Plus, der laut Nobert Behringer, Produktmanager Einbaugeräte, mit einem ganz besonderen Feuchtigkeitssensor ausgestattet ist und dank dieser Technik vollautomatisch für sehr fein abgestimmte Geschmacks­erlebnisse sorgt. Denn jedes Gericht brauche ein eigenes Maß an Feuchtigkeit, weiß er. Hinzu kommen beim ­ProCombi Plus Funktionen wie VarioGuide und SousVide. Behringer ist überzeugt: „Dampf ist die Zukunft des Geschmacks.“
Ebenfalls neu vorgestellt werden 80 cm breite Induktionskochfelder mit zusammenschaltbaren Induktionsflächen (MaxiSense Plus mit FlexBridge) sowie als Flaggschiff mit Flächeninduktion (MaxiSense Combi). Hinzu kommen mehrere neue Dunstabzugshauben, die bereits die Richtlinien des zum 1. Januar 2015 geltenden Energielabels berücksichtigen und die mit bes­ter A+-Energieeffizienz glänzen.
Durch den Rückzug der Electrolux-Geräte wird zur Küchenmeile A30 im MAZ in Löhne Ausstellungsfläche frei. Diese soll nicht mit zusätzlichen Geräten von AEG oder Zanussi gefüllt werden, kündigt Marketingleiterin Britta Amara an, sondern mit weiteren Kochgelegenheiten. „­Schmecken, riechen, erleben“ laute die Botschaft, die auf der Überzeugung basiert, dass sich hochwertige Geräte am besten verkaufen lassen, wenn die damit geschaffenen Kochergebnisse sinnlich präsentiert werden – und natürlich genossen werden können. Dies gilt für den Messeauftritt – aber natürlich auch für die Präsentation im Fachhandel.
Laut Klaus Wührl habe Electrolux im stationären Handel zuletzt gewonnen und im Internet leicht verloren. „Das bedeutet aber keineswegs, dass wir kein Interesse am Internet haben“, betont der Vorsitzende der Geschäftsleitung. Ganz im Gegenteil. Mit einer sauberen Vertriebsarbeit wolle man „das Beste aus beiden Welten“ vereinen. Unter anderem: Das Virtuelle für die Information und das Physische für das Erlebnis. Womit er erneut den Bogen zum Wert einer erlebnis- und genussorientierten Aktivküche am Point of Sale schlägt.

Immer mehr Preference-Händler
Aus Vertriebssicht ist das seit einigen Jahren mit großem Einsatz gelebte Vertriebswegekonzept ein wichtiger Baustein des aktuellen Erfolgs. Laut Karl-Heinz Schneider, Vertriebsdirektor Küchen- und Möbelhandel, haben sich erstmals mehr Händler für das umfassende Preference-Konzept entschieden, als für das ebenfalls ambitionierte Partner-Konzept. Aktuell sind es rund 1600 Preference-Händler und ca. 1450 Partner-Händler. „Preference-Händler haben bei uns echten VIP-Status“, erläutert Schneider und kün­digt an: „Wir werden das Konzept weiter stärken.“ Dies gelte für Produkte, Service, Marketing, Vertrieb und Schulung/Training. Infos dazu wird es auch auf den kommenden Ausstellungen in Berlin und Löhne geben. Für den küchendominierten Auftritt im Rahmen der Küchenmeile kündigt Schneider „attraktive Platzierungsangebote für Küchenspezialisten“ an.

Wührl nimmt Abschied
Wie kurz vor der Fachpressekonferenz kommuniziert wurde, wird Klaus Wührl das Unternehmen zum 30. September verlassen. Das fällt nicht nur ihm schwer, sondern auch dem Team. Stellvertretend würdigte Unternehmenssprecherin Elisabeth Lokai-Fels die besondere Arbeitsatmosphäre, die unter Wührl bei Electrolux in Deutschland und Österreich herrscht – basierend auf einem menschlichen Miteinander, Eigenständigkeit und Mitbestimmung in Entscheidungsprozessen. „Wir sind alle sehr traurig“, beschreibt die Pressesprecherin die Gefühlslage im Unternehmen. Und dabei wirkt sie vollauf authentisch.
Trotz eines „stark weinenden Auges“ ist Wührl von seinem Schritt überzeugt. Er sei nun 60 Jahre alt geworden und wolle mehr Zeit für seine Familie haben. Die wohnt in Karlsruhe, rund zweieinhalb bis drei Autostunden vom AEG-Standort Nürnberg entfernt. Konkrete berufliche Pläne habe er noch nicht, aber operativ werde er wohl nicht mehr tätig werden. Denkbar wäre schon eher ein Aufsichtsratsposten. Sein Nachfolger Gerd Holl wird am 15. August in der Unternehmenszentrale in Nürnberg seinen Schreibtisch einrichten und bis Ende September von Wührl in die Branche eingeführt. Mit Stationen bei allen wichtigen Kunden u.a. auf der IFA, der Küchenmeile und der ­Futura in Österreich. Eine Einarbeitung mit Volldampf – aber mit Dampf kennt man sich im Unternehmen ja bestens aus.
Dirk Biermann

www.electrolux.de
www.aeg.de